Börse, Casino und die Sucht nach dem Zocken

Das Beispiel Uli Hoeneß hat gezeigt: Vor einer Spielsucht ist auch der beste Manager im Fußball nicht sicher und auch wenn der Bayern Boss weder Book of Ra spielte noch am Roulettetisch stand, so ist die Form der ausufernden Abhängigkeit auch beim Handel mit Devisen, Rohstoffen und Anleihen in vielen Fällen scheinbar unvermeidlich.

Im Interesse der Wissenschaft

Wie Spielsucht beziehungsweise krankhaftes Wetten am Markt sich ähneln, ist Gegenstand einer Studie der Universität Zürich. Ergebnis: Überall wo viel Geld gesetzt werden kann, wo Spekulation und eine Wette auf einen glücklichen Ausgang zusammengehören, da ist auch eine Abhängigkeit möglich. Selbst krankhaftes Shoppen hängt damit indirekt zusammen und es ist zwar nicht sonderlich überraschend, nun aber auch nachvollziehbar bewiesen.

Eine Positionierung in Aktien oder wie Uli es tat in Zertifikaten, Optionen, CFD Scheinen, das ähnelt doch schon sehr dem Setzen am Roulettetisch oder der Einstellung von Münzwerten beim Spielautomaten. Immer wenn bewertet wird und eingeschätzt, dann gleicht das einer Wette und hier greifen sowohl sozial wie auch im Gehirn sehr ähnliche Verhaltensweisen. Die Chancen können hoch seyn oder niedrig, der Einsatz ebenfalls und das Ergebnis einer richtigen Positionierung etwa im Öl oder einer Aktie kann im besten Fall genauso wie ein dicker Jackpot an der Slot Machine zu Glücksgefühlen führen.

Aber gibt es auch Unterschiede?

Das Flair ist natürlich ein völlig anderes: Das Casino ist ein Ort der Entspannung, der Show und Unterhaltung, während die Börse von Aktionismus und höchster Anspannung lebt. Auch investiert der Händler am Markt, während der Spieler einfach nur wettet und die Verluste sind an der Börse nicht immer vollständig, vor allem wenn man von Optionsscheinen und anderen Versuchungen Abstand hält. Und zuletzt spielt auch die Regulierung selbst eine Rolle. Aktienhandel ist heute nur noch in steinzeitlichen Gesellschaften und Diktaturen verboten, Glücksspiel hat hingegen überall auf der Welt mit harten Auflagen zu kämpfen.

Braucht die Börse also auch eine Art Spielerschutz? Wer wie Uli Hoeneß in wenigen Jahren zehntausende Transaktionen wohlgemerkt als Privatmann tätigt, dessen Leben dreht sich zu einem guten Teil um die Wette und hier wäre in vielen Fällen eine psychologische Betreuung durchaus hilfreich. Schon gibt es Vorschläge für Tradingsteuern und auch wenn das dann am Ende mal wieder die vielen unproblematischen Anleger träfe, lässt sich die enge Verbindung von Casino und Börse nun mal nicht leugnen.